VÖLKERSCHAU 3.0
Menschenausstellung

22.-25.04.2015
Festival International d'Art Video de Casablanca
Université Hassan II Mohammedia-Casablanca · Facultè des Lettres et des Sciences Humaines Ben M'sik
BP 7951 Hay Al Baraka · Casablanca

10.07.-27.09.2015
Ostrale'O15
Ostrale-Zentrum für zeitgenössische Kunst · Messering 8 · 01067 Dresden


ZOO
Über die zoologischen Menschen-Ausstellungen unserer bizarren Vorfahren, die noch mit harter Hand kolonialisierten, lustige Uniformen trugen und Kinder hauptsächlich für Kriege zeugten, ist viel geschrieben, gedacht und gekopfschüttelt worden. Und dennoch hat die kollektive Auseinandersetzung und Verarbeitung bisher weder hier, noch dort auch nur annähernd befriedigend stattgefunden.
Also fangen wir einfach nochmal von Vorne an, nur diesmal in die andere Richtung.

ZUHAUSE
Im marokkanischen Durchschnittszuhause* wird nun endlich ein echter (weißer) Deutscher auf dem schwarzen Kontinent ausgestellt. In Afrika, in Casablanca, in einer angesehenen Universität. Aber diesmal kann man ihn besuchen, ihn anfassen, mit ihm Kaffee trinken und direkt miterleben, was für ein merkwürdiges Tierchen er ist. Man kann mit ihm kommunizieren, über Facebook Freund mit ihm werden oder einfach auch in echt.
Und da jeder Besuch einen Gegenbesuch nach sich zieht, kann sich jeder (echte) schwarze Afrikaner für eine Reise anmelden: nach Deutschland, nach Dresden, zu einem angesehenen Festival.

ZWEITES ZUHAUSE?
Auf der Ostrale O'15 in Dresden wird das Durchschnittswohnzimmer der Deutschen** installiert und man kann gespannt sein, wie sich der afrikanische Besucher darin einrichtet, denn selbst die durchschnittlichste Privatausstattung bleibt individuell. Und noch etwas Durchschnittliches wird individualisiert: der Fernseher. Auf ihm läuft der Mitschnitt des deutschen Besuchs in Casablanca, denn unser hiesiges Fernsehprogramm wollen wir unserem Besuch aus Afrika bei Leibe nicht antun.



*Das „marokkanische Durchschnittswohnzimmer“ wird mit Studenten der Université Hassan II Mohammedia-Casablanca im Rahmen eines Workshops beim Festival International d'Art Video de Casablanca ermittelt. Insofern wird es das Durchschnittswohnzimmer der Workshop-Teilnehmer abbilden. Neben Daten und Fakten bringen die Studenten auch Teile Ihrer eigenen Wohnzimmer mit, die ihnen wichtig sind. Das Wohnzimmer wird in einem Ausstellungsraum der Universität installiert und öffentlich zugänglich sein.

**Das Durchschnittswohnzimmer des Durchschnittsdeutschen wurde erstmals im Jahre 2004 von der Werbeagentur Jung von Matt auf der Basis von Statistiken nachgebaut und immer wieder aktualisiert. Die Idee war brillant, die Ausführung gruselig-normal und die Erkenntnisse unbezahlbar für das Geschäft mit dem KäuferKundenKonsumenten. Allein der kulturelle Wert wurde bisher nicht erkannt.