KÖLN
VISION DER FORTBESTEHENDEN STETIGKEIT

So 25. August 2013 · 20.30h
See im Volksgarten/Hellers Biergarten
Volksgartenstr. 27 · 50677 Köln

RE-LOAD FUTURA
Rochus Aust · Komposition/Raumordnung/Flügelhorn
Bosco Pohontsch · Trompete
Florian Zwissler · Synthesizer
Jonas Baeck · Posaune/Stimme
Jean Paul Baeck · Posaune/Stimme
Oxana Omelchuk · Melodika/specials
Constantin Herzog · Kontrabass
Malina Mantcheva · Violine
Alexander Andonov · Perkussion
Sabine Akiko Ahrendt · Violine
Vita Tepel · specials
Didem Hitit · Ausstattung/specials
Markus Aust · Klangdesign/Melodika


VISION KÖLN
Werden wir Luftkissenfahrzeuge für den Individualverkehr produzieren, um unsere Schlaglöcher und die der Welt endlich zu überwinden oder doch eher hocheffiziente Karnevalssoftware? Werden wir Toleranz und Menschlichkeit exportieren oder doch lieber disziplinierte Gemütlichkeit, Kölsch als Brausepulver für intergalaktische Bars, elektronisch-radiophone W-LAN Songs oder gar nichts von alledem?
Köln hat lange mit sich gerungen und sich - nachdem es als einzige Stadt mit zwei Visionen im Wettbewerb antreten wollte* - letztendlich wieder auf seine Kernkompetenz besonnen: Hysteron-Proteron (das Spätere als Früheres) oder: alles bleibt beim Alten. Denn für die Vision der fortbestehenden Stetigkeit, des Widerstandes gegen die Veränderung, der Zukunft als gegenwartsgeschwängerte Vergangenheit braucht es nicht nur kühnste Tatenlosigkeit, sondern vor allem Vertrauen in die Vision der Nichtvision als solche. Dabei ist Köln Visionärem gegenüber gar nicht abgeneigt, nur eben nicht zu visionär und erst recht nicht
zu überstürzt, wie beispielsweise bei fünfzigjährigen Zeitfenstern. Köln bleibt stabil und damit auch stressresistent gegen Visionshuberei, die nur unnötigen Druck und einen gewissen Zugzwang ausübt. Wer nun aber glaubt, dies mit Visionslosigkeit** gleichzusetzen zu können, hat sich gewaltig getäuscht: denn auch der Kreis ist eine vollkommene Form und die Drehung – in welche Richtung auch immer – eine ehrenwerte Bewegung und kaum als Stillstand zu denunzieren.

*Köln wollte zunächst als einzige Stadt im Wettbewerb zwei Visionen präsentieren. Einmal, weil Köln an seine Bürger denkt (Vision 0.1) und zum anderen, weil Köln die Zukunft klar im Blick hat (Vision 0.2).


Kölner Vision 0.1 (aus der ersten Bewerbungsstufe)
Der Zustand der Kölner Straßen ist seit Jahren Reizthema. Um dies ein für alle Mal zu lösen, wird eine Reifen/Fahrwerk-Applikation entwickelt, die während der Fahrt die Unebenheiten der Strecke kaschiert. Der Mobile Zentrifugale Airbag Trigger (MoZArT) spart nicht nur einige Millionen an Ausbesserungsarbeiten, da das Gerät vom Fahrzeughalter bezahlt werden muss, er löst auch noch sämtliche Geschwindigkeitsstreitereien, weil die Zentrifugalkraft nicht über 23 kmh funktionieren kann. Die schöne Vision: mit MoZArT und 23 kmh durch Köln oder eben gar nicht. Und nebenbei erinnert das rhythmische Ploppen des Triggers und das Auf- und Abpumpen des Airbags an die besten Zeiten, als in Köln die Musik gerade elektronisch wurde.

Kölner Vision 0.2 (aus der ersten Bewerbungsstufe)
KARNEVAL BEYOND GALAXY: Köln hat es immer schon verstanden, sich auf die Grundfesten seiner Kultur zu besinnen und dennoch weit über den Tellerrand zu blicken. Deshalb wird die Partnerschaft mit Rio gerne als Vorstufe der Vision KARNEVAL BEYOND GALAXY gesehen: Karneval=Freund, auch wenn niemand etwas versteht. Und so sind die Klügsten und Fähigsten damit beauftragt, die zukünftigste Karnevalsmusik für die entferntesten Galaxien zu entwerfen. Diese soll im komplexen mp12-Format und einer recht simplen mp12-Schleuder weit über die Milchstraße hinaus in den Orbit gelangen. Der Vorteil liegt klar auf der Hand: sollte es jemals einfallende Außerirdische geben, werden sie Köln wohlgesonnen sein, denn: Karneval=Freund.

**Böse Zungen hatten schon im Vorfeld des Wettbewerbs vorausgesagt, dass manche Städte wahrscheinlich nicht für die Teilnahme überprädestiniert seien und meinten, in der Kölner Doppelvision bereits eine gewisse Visionslosigkeit zu erkennen.