BUFFALO
DIE VISION VON DER POETISCHEN SAUBERKEIT

Sa 21. September 2013 · 15.30h
Grain Elevators
Ganson Street · Buffalo · NY14203

RE-LOAD FUTURA
Rochus Aust · Komposition/Projektion/Trompete
Fosco Perinti · Besen/Stimme/Melodika
Jonathan Golove · Theremin-Cello/Besen
Markus Aust · Klangregie/Besen/Melodika


VISION BUFFALO - SWEEPING TOM
Der Besen der Zukunft könnte ein Gerät unter vielen sein, ein Gerät dessen Neuauflage niemanden wirklich in Euphorie versetzen müsste, ein Gerät das zwangsläufig irgendwann in neuer Form auftauchen und auch wieder verschwinden würde.
Doch bei diesem Besen verhält es sich ein wenig anders, was seine Visionierung so bemerkenswert und seine Ankündigung so erwartungsvoll macht.

Der Besen der Zukunft reinigt nicht nur hervorragend bei einer Lautstärke von 0,4 db, er wird nicht nur aus einer Tradition des Fegens höchster Güte gewonnen, nein, er wird auch endlich fliegen, er wird dabei freundliche Worte für alle haben und – da ist er wirklich einzigartig – er wird den zusammengekehrten Müll in mikro-adhäsierter Form direkt zur Ausbesserung der Geh- und Fahrwege verwenden.

In einer Welt, die immer lauter, immer unfreundlicher und – im wahrsten Sinne des Wortes – immer zerklüfteter erscheint, ist dieses Gerät ein wahrer Segen für die Menschheit: eine Mutation aus Fluggerät und Bodenschwamm, aus Drohne und Roboter, ein Füllhorn der Technik und Poesie.
Und alle Hexen des Universums werden seine Existenz neidvoll anerkennen müssen.


Mikro-Adhäsion
Wie sooft im Leben, finden die spannenden Prozesse im Innern statt, nicht unbedingt sichtbar für jedermann. Und wie sooft sind sie so klein, dass man erst ihre große Wirkung wahrnimmt.
Sweeping-Tom fliegt auf einer recht konventionellen Hoover-Craft Technologie, die auf Grund seines Minimalgewichts nur sehr gedrosselt eingesetzt werden muss und die für den geringen Geräuschpegel verantwortlich ist. Gleichzeitig wird das „Luftkissen“ genutzt, um die zu saugenden Gegenstände in Zirkulation zu bringen, die sie wiederum in den Saugkanal befördert. Der Saugkanal ist das Herz der Vision und von außerordentlicher Brillanz: hier sollen platin-legierte Nanomesser entgegen der Saugrichtung rotieren und das Material, das soeben eingesaugt wurde, quasi zerstäuben.
Als Bindestoff für die adhäsiven Endmaterialien wird auf Kaugummi gesetzt, das in der Regel auf öffentlichen Wegen im Überfluss vorhanden ist.
Da Sweeping-Tom durch seine Abtast-Chips schon beim Saugvorgang entscheidet, welches Material in seiner Mischung fehlt, kann er - sollten seine Materiallagerungsbehälter es melden - nur die benötigten Teile einsaugen und verarbeiten.
Sein foto-optisches Abtastsystem scant sämtliche Unebenheiten und evtl. Gefahrenstellen und meldet, welche Stellen zuerst verfüllt werden sollen. Über Zusatzdüsen im „Luftkissen“-Apparat wird dann das entsprechende Material ausgespritzt und über Wärmezufur verhärtet.

Der poetische Teil von Sweeping-Tom ist von der Grundidee lediglich eine Vermenschlichung der Maschine aus Akzeptanzerwägungen. Dennoch bietet er auch im technischen Ablauf kommunikative Möglichkeiten, wenn beispielsweise Fußgänger auf besondere Gefahrenstellen etc. hinweisen können oder Sweeping-Tom selbst dichtet.