installative Theateroper


GANS 1400
Amusie
Unter Amusien versteht man Störungen der Musikverarbeitung nach Hirnläsionen. Der Begriff Amusie wurde erstmals 1871 verwendet. Synonyme dafür waren früher auch musikalische Agnosie, Instrumentalapraxie oder Dysmusie. Amusien werden häufig nicht bemerkt, da die musikalische Leistung nach Schlaganfällen nur selten überprüft wird. Ausnahmen bilden natürlich Berufsmusiker. Amusische Defizite treten bei ungefähr 70 % der Schlaganfallpatienten auf und kommen somit häufiger als Aphasien vor. Die Amusie umfasst eine Beeinträchtigung der Wahrnehmung, des Verstehens, des Erinnerns, des Reproduzierens, des Lesens oder des Spielens von Musik. Nach einigen weiteren Untersuchungen kam man zu dem Schluss, dass bei Musikern ein Verarbeitungsvorteil der linken Hemisphäre vorliegt und ein Vorteil der rechten bei Laien. Denn bei Musikern erfolgt das Musikhören eher analytisch und linkshemisphärisch, bei Laien hingegen eher emotional, ganzheitlich und rechtshemisphärisch. Bei Amusien kommt es auf die Vorbildung des betroffenen Patienten an. Linkshemisphärisch befindet sich ein großer Teil des musikalischen Spezialwissens und Spezialkönnens bei Musikern. Somit führen Schädigungen der linken Hemisphäre bei Musikern zu Störungen von Musikwahrnehmung und Musikproduktion. Bei Laien treten diese Störungen bei rechtshemisphärischer Schädigung auf.

Formen der Amusie

Expressive Amusie
Betroffene können alle Aspekte der Musik genießen. Der Patient ist jedoch nicht mehr in der Lage eine Melodie zu singen, zu summen oder zu pfeifen. Oft ist es dem Patienten nicht einmal mehr möglich aufgefordert eine einzige Note oder ein Lied von sich zu geben. Diese Form der Amusie kann mit einer Dysphasie, Dysgraphie oder Dyskalkulie auftreten. Der Grund dieser Erkrankung liegt in einer Läsion im vorderen rechten Temporal- oder im rechten Frontallappen.

Musikalische Amnesie
Dem Patient ist es nicht mehr möglich Lieder oder Melodien zu erkennen, die er eigentlich gut kennen sollte. Menschen mit einer musikalischen Amnesie können bekannte Melodien nicht benennen und auch bekannte Lieder, wenn der Titel gegeben wird, nicht vorsingen, aber wenn ihnen das Lied vorgespielt wird, können sie es wieder singen.

Rezeptive Amusie
Bei dieser Form der Amusie kann der Charakter, das wären die Dauer, die Klangfarbe, die Intensität und der Rhythmus, einer Note oder Serie von Noten nicht unterschieden werden. Es handelt sich also um eine Störung in der Musikwahrnehmung.

Musikogene Epilepsie
Musik löst bei den Patienten Krampfanfälle ähnlich epileptischen Anfällen aus. Diese werden manchmal auch nur durch bestimmte Klänge oder Harmonien ausgelöst.

Musikhalluzinationen
Hier sind besonders ältere Menschen, die schon länger an einer Innenohrschwerhörigkeit leiden, betroffen. Akustische Halluzinationen hängen mit Hirnschädigungen im Bereich des Temporalhirns zusammen. Musikhalluzinationen haben bestimmte Verläufe. Sie beginnen als Ohrgeräusch (Tinnitus), das dann rhythmisch und schließlich zu Musik wird. Der Verlauf ist ähnlich zu optischen Halluzinationen bei Augenleiden. Die Ursachen reichen von beginnender (peripherer) Taubheit, über zentralnervöse Erkrankungen wie Schlaganfälle, Tumoren oder Anfallsleiden im Bereich der rechten Hemisphäre bis zu psychiatrischen Erkrankungen wie Demenz, Depression und Schizophrenie.

Paramusische Störungen
Die betroffenen Menschen empfinden die Musik als unangenehm verändert. In den meisten Fällen nehmen Patienten Töne zu laut, zu schrill, scheppernd oder blechern wahr. Der Rhythmus erscheint zu rasch oder zu stark betont.

Palinakusie
Patienten erleben bei dieser Störung reale akustische Reize, also ein Ton, ein Geräusch, ein Musikstück oder eine Sprechpassage, Minuten bis Stunden immer wieder sehr real illusionistisch weiter. Wie auch bei der Paramusie wird der ursprüngliche Reiz dabei oft verändert, lauter oder verzerrt empfunden.



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