installative Theateroper

Theater Hagen · 29.04./06.05./13.05.2006
Fonds Experimentelles Musiktheater
MITTENDRIN STATT NUR DABEI
Gefördert durch den Fonds Experimentelles Musiktheater, entstand unter der Regie von Heinz Friedl ein hochinteressantes und faszinierendes Ereignis, das zeigt, wie spannend experimentelles Musiktheater sein kann. Die etwa einstündige „Installative Theateroper“ (Text Arna Aley) hat keine stringente Handlung im eigentlichen Sinn. Im Mittelpunkt steht der skurrile Monsieur Arrière, der in einer ebenso skurrilen Gameshow seine eigene Person verwirklichen will. Die absurden Fragekategorien: Pferd, Kuh, Schwein, Gans, Mühlstein. Seine Opfer sind die Zuschauer, die der diktatorischen Willkür des Showmasters hilflos ausgeliefert sind. Die gescheiterten Kandidaten werden abgeführt wie Josef K. in Kafkas „Prozess“. Der Clou: Wir selbst, das Publikum, nehmen unweigerlich Anteil an Arrières Makro Scrabble. Die räumliche (durch die arenaartige Anordnung der Zuschauerreihen) und emotionale (durch die Verteilung von Chormitgliedern und Schauspielern im Publikum) Einbindung wirkt irritierend, bisweilen sogar merkwürdig erdrückend. Der Versuch, die Haltung als souveräner, außenstehender Rezipient möglichst lange beizubehalten, endet spätestens zu dem Zeitpunkt, als das gesamte Publikum den Raum verlassen muss und sich unversehens in einer Abflughalle wieder findet. Natürlich bei Monsieur Arrières eigener Fluglinie „Air Arrière“. Von dort geht es auf die Malediven, einem vermeindlichen Ort der Glückseligkeit. Musikalisch beschränkt sich Komponist Rochus Aust auf einige wenige Elemente. Drei Musiker und zwei Sänger sorgen für eine wirkungsvolle Umsetzung gerade durch die reduzierte Besetzung.

(Christoph Dittmann in Opernnetz)


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