Video-Installation/Performance

27.09.-27.10.2002 Trinitatiskirche Köln

Auftragswerk zu „blaukopp/200 Jahre Protestanten in Köln“

Rochus Aust, Trompete
Bosco Pohontsch, Trompete

Akten, Staub, Akten, Staub, Akten, Staub, Kartons, Staub, Akten, Kartons, Staub: so stellt man sich ein Archiv vor; oder eher so: die dunkle Bibliothek aus „Im Namen der Rose“, üppige Schriften, geheime Dokumente, verschwiegene Finsternis.

Weder noch. Das Archiv der Kölner Protestanten ist 6,65 mal 9,59 m gross und 2,50 m hoch und im grossen Ganzen wohlgeordnet. Ein nüchterner Ort, ein trister Ort?

200 Jahre „Geschichte“ auf 63,77 qm zu verstauen, ist eine besondere Aufgabe. Und für besondere Aufgaben gibt es besondere Spezies: Archivare. Hüter, Lenker, Sammler und Jäger? Auf jeden Fall Meister dynamischer Zeitempfindung. Oder etwa Zeitspötter? Hundert Jahre können dem Zuhörer schnell einige Stunden kosten. Sie tauchen nach Papieren, wie andere nach Muscheln, sie trinken nicht, sie essen nicht, doch was passiert in ihrem Bauch? Im Bauch des Archivars geraten die Dinge durcheinander.
200 Jahre, 200 Kartons? Festschriften, Asylanträge, Parteibücher, Persilscheine, Papiervergiftung?
Passierscheine, Zeitungsauschnitte, Predigtentwürfe, Sparbücher?

Der Raum jedenfalls ist fest verschlossen - doch im Inneren rumort es. Ein Spalt, mehr ein architektonischer Kunstfehler, gerade so gross, um sich hindurch zu zwängen und man ist mitten drin – im bauch des archivars.